Kurzsichtigkeit (Myopie)

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Was ist Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, ist eine weit verbreitete Sehschwäche, bei der nahe Objekte klar gesehen werden, während entfernte Objekte unscharf erscheinen. Dies geschieht, weil das Licht, das ins Auge fällt, vor der Netzhaut statt direkt auf ihr fokussiert wird. Dies kann durch eine zu lange Augapfelform oder eine zu starke Krümmung der Hornhaut verursacht werden. Kurzsichtigkeit kann in verschiedenen Graden auftreten und betrifft Menschen jeden Alters, wobei sie häufig während der Schulzeit beginnt und sich bis ins junge Erwachsenenalter verschlechtern kann.

Was sind Symptome bei einer Myopie?

Die Hauptsymptome der Myopie sind:

  • Unscharfes Sehen entfernter Objekte

  • Kopfschmerzen aufgrund der Augenanstrengung

  • Augenbrennen oder -schmerzen

  • Häufiges Blinzeln oder Reiben der Augen

  • Schwierigkeiten beim Autofahren, insbesondere nachts

Kinder und Jugendliche, die oft ihre Augen zusammenkneifen, um entfernte Objekte besser zu sehen, könnten ebenfalls an Kurzsichtigkeit leiden. Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte auf solche Anzeichen achten, um frühzeitig eine Augenuntersuchung zu veranlassen.

Wie wird Kurzsichtigkeit diagnostiziert?

Die Diagnose von Kurzsichtigkeit erfolgt durch eine umfassende Augenuntersuchung, die von einer Augenärztin, einem Augenarzt oder einer anderen Fachkraft der Augenheilkunde durchgeführt wird. Dazu gehören:

  • Sehtest:

    Beim Sehtest wird gemessen, wie gut das Auge ohne jegliche Korrektur sehen kann.

  • Refraktionsbestimmung:

    Mit verschiedenen Linsen wird geprüft, ob die Sehschärfe verbessert werden kann und welche Korrektur/Brille für Betroffene die richtige ist. Im Kleinkindalter kommt anstelle der Refraktionsbestimmung die Skiaskopie zum Einsatz. Bei der Skiaskopie wird gemessen, wie das Licht ins Auge fällt und hilft dabei, die richtige Brillenstärke zu ermitteln.

  • Untersuchung der Augenstruktur:

    Mit speziellen Instrumenten werden die Hornhaut, die Linse und die Netzhaut untersucht, um andere Augenprobleme auszuschliessen.

Wie kann man Kurzsichtigkeit vorbeugen?

  • Raus ins Tageslicht

    Studien belegen, dass Kinder, die sich oft im Freien aufhalten, seltener kurzsichtig werden. Der ständige Nahblick auf Tablet, PC oder Smartphone, aber auch auf Bücher und fehlendes natürliches Licht tragen hingegen zur Ausprägung der Kurzsichtigkeit bei. Daher sollten Kinder und Jugendliche jeden Tag mindestens zwei Stunden im Freien verbringen. Sonnenbrille und Sonnenschutz nicht vergessen.

  • Naharbeit mit Abstand, Pausen und Brille

    Für Naharbeiten wie Lesen, Malen oder am PC gilt Abstand halten. Wir empfehlen mindestens 20 Zentimeter zum Buch, Malblatt oder Bildschirm. Alle 20 Minuten ist Zeit für eine kurze Pause, um 20 Sekunden möglichst entspannt in die Ferne zu schauen. Ausserdem sollen Brillenträger:innen ihre Brille konsequent tragen. Das gilt auch für Kurzsichtige, obwohl sie auch ohne Brille gut in die Nähe sehen. Wenn möglich, sollten Naharbeiten bei Tageslicht ausgeführt werden.

  • Augen regelmässig überprüfen lassen

    Wir empfehlen, dass jedes Kind im Alter von ca. 3 Jahren seine Augen vorsorglich untersuchen lässt. Bei Auffälligkeiten und/oder familiärer Vorbelastung sollte die erste Augenkontrolle bereits vorher durchgeführt werden. Bereits in diesem jungen Alter können wir als Spezialist:innen abschätzen, ob Ihr Kind zur Entwicklung einer Kurzsichtigkeit tendiert. Anhand dieser Einschätzung legen wir die Zeiträume der nächsten Kontrolluntersuchungen fest.

Wie kann das Fortschreiten der Myopie gehemmt werden?

Wie alle Fehlsichtigkeiten wird auch Kurzsichtigkeit meistens mit Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert. Da bei Kindern und Jugendlichen die Infektionsgefahr beim Tragen von Kontaktlinsen erhöht ist, empfehlen wir die Brille.

Kurzsichtige verwenden eine Streulinse (Minusgläser), sodass der Punkt, an dem ferne Gegenstände scharf abgebildet werden, nicht mehr vor, sondern in der Netzhaut liegt. Nimmt die Kurzsichtigkeit mit der Zeit stark zu (Progression), können folgende Massnahmen deren Fortschreiten hemmen:

  • Hochverdünnte Atropin-Augentropfen

    Hochverdünntes Atropin wird in der Augenheilkunde seit langem eingesetzt, etwa zur Pupillenerweiterung und zur Therapie von Schwachsichtigkeit. Seit über 100 Jahren ist bekannt, dass hochverdünnte Atropin-Augentropfen das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit bei Kindern verlangsamen können und kaum Nebenwirkungen verursachen.

  • Myopie-Brillengläser

    Die speziell für Kinder und Jugendliche entwickelten Myopie-Gläser korrigieren die Kurzsichtigkeit in der zentralen Sehzone wie normale Einstärkengläser. Der umliegende Bereich besteht aus winzigen, nicht sichtbaren Segmenten. Das bewirkt eine andere Sehstärkenkorrektur im äusseren Sichtfeld. So wird das Wachstum des Auges nicht übermässig angeregt. Dies kann wiederum das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen oder sogar stoppen.

  • Orthokeratologie-Linsen

    Orthokeratologie-Linsen werden nachts getragen und formen schonend die oberste Schicht der Hornhaut, sodass der Brennpunkt verändert wird. Im Gegensatz zur Brille ist die Infektionsgefahr bei diesen Linsen erhöht. Daher empfehlen wir diese Therapieoption nur selten.

Welche Folgen kann die Kurzsichtigkeit haben?

Das Auge ist im Alter von ca. 20 Jahren ausgewachsen, das heisst bis dahin wird das Auge immer grösser und länger. Mit der Länge des Augapfels steigt das Risiko für ernste Folgeerkrankungen wie

  • Netzhautablösung

  • Makuladegeneration

  • Grüner Star (Glaukom)

  • Grauer Star (Katarakt)

  • Schielen (Strabismus)

Es ist wichtig, dass die Betroffenen regelmässig Kontrolluntersuchungen bei ihrer Augenärztin oder ihrem Augenarzt durchführen lassen, um die optimale Sehstärke zu gewährleisten und eventuelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Es ist nicht möglich, einen zu langen Augapfel wieder zu verkürzen. Kurzsichtigkeit bildet sich also nicht zurück. Das schnelle Längenwachstum des Auges kann aber verlangsamt werden.

Mitte Juni 2025 wurde dieses wichtige Thema in der SRF-Sendung «Puls» aufgegriffen.

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