Sehverschlechterung

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Was ist der Visus?

Als Visus bezeichnet man die sogenannte Sehschärfe oder auch Sehstärke. Er beschreibt die Fähigkeit, mit Hilfe der Augen, die Umgebung als solche wahrnehmen und erkennen zu können. Dies beinhaltet unter anderem die Fähigkeit zur Diskriminierung zweier Punkte als solche, wenn diese möglichst nahe beieinander liegen. Die Sehschärfe kann mittels einer Visusbestimmung gemessen werden und ist somit ein wichtiger diagnostischer Parameter. Es haben verschiedene Faktoren einen Einfluss auf die Sehschärfe, zu diesen gehören:

Rezeptives Feld

Ein rezeptives Feld beschreibt die Verschaltung einer Photorezeptorzelle auf ein nachgeschaltetes Neuron – den nächsten Schritt in der Signalkaskade. Dabei spielt es eine grosse Rolle für die Präzision der Information, ob eine 1:1 Verschaltung stattfindet – das heisst eine einzige Photorezeptorzelle leitet die Information auf das nächste Neuron weiter – oder ob die Inputs mehrerer Zellen auf ein einziges Neuron verschaltet und somit schon ein erstes Mal „gemischt“ werden. Auf der Netzhaut gibt es den Bereich des „schärfsten Sehens“, die sogenannte Fovea centralis. Dort findet sich die genaueste Umschaltung (1:1) – in den umliegenden Bereichen (extrafoveal) konvergieren viele Stäbchen auf ein Neuron, was die Sehschärfe beeinträchtigt.

Nebst dem rezeptiven Feld – der Verschaltung und Signalkaskade – spielt auch die Dichte der lichtempfindlichen Photorezeptoren eine wichtige Rolle. Je dichter diese angeordnet sind, desto empfindlicher ist eine bestimmte Netzhautregion. Auch hier findet sich die grösste Zapfendichte (Farben-Sehen) in der Fovea centralis. Die Rezeptoren für das Hell/Dunkel-Sehen finden sich im extrafovealen Bereich. Gar keine Rezeptoren sind zu finden im Bereich der Sehnervpapille, dem Austrittsort des Sehnervs aus der Augenhöhle.

Einer der wichtigsten Faktoren ist der Aufbau des dioptrischen Apparates. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die auf das Auge treffenden Lichtstrahlen richtig und präzis durch die verschiedenen Augenstrukturen geleitet werden, um schlussendlich ein möglichst wirklichkeitsgetreues Abbild auf die Netzhaut zu projizieren.

Auch Kurzsichtigkeit (Myopie) kann zu einer Verminderung der Sehschärfe führen. Weitsichtigkeit (Hyperopie) – auch Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) – haben jedoch wiederum keinen Einfluss auf den Visus.

Auch charakteristische Eigenschaften des zu betrachtenden Gegenstandes können zu einer besseren oder suboptimaleren Auflösung führen. So sind Kontrast, Farbe, Helligkeit und Grösse eines Objektes von massgebender Bedeutung und Einfluss. Ausserdem vermag das menschliche Gehirn bestimmte Formen besser zu erkennen und aufzulösen als andere (zum Beispiel rechte Winkel).

Visus-Bestimmung

Im diagnostischen Verfahren zur Bestimmung des Visus kommen verschiedene Mittel zur Anwendung: Am häufigsten Gebrauch gemacht wird von Schrifttafeln und Landolt-Ringen. Beim Testen mit Schrifttafeln wird der Patient gebeten die einzelnen Zahlen- oder Buchstabenreihen in einem bestimmten Abstand (5m) zur Tafel abzulesen. Dabei kann anhand der kleinsten noch erkennbaren Zeile der Visus bestimmt werden, da dieser den Quotienten aus der effektiven Entfernung und der Sollentfernung darstellt: Können also nur halb so viele Buchstabenreihen korrekt abgelesen werden, wie für den entsprechenden Abstand im Normalfall möglich sein sollten, dann entspricht dies nicht einem Visus von 1.0 (Normalfall), sondern einem Visus von 0,5. Nach einem ähnlichen Prinzip erfolgt die Visusbestimmung mittels der Landolt-Ringe: Die Ringe sind immer jeweils auf einer Seite je nach Grösse in einem bestimmten Abstand geöffnet. Diese Lücke beträgt je nach Abstand und Grösse eine oder mehrere Winkelminuten. Ein normalsichtiger Patient mit Visus 1.0 sollte dabei eine Lücke mit der Breite einer Winkelminute noch wahrnehmen können. Dabei gilt: Je kleiner der noch erkennbare Abstand (Winkelminute bzw. Winkelsehschärfe), desto besser ist sie Sehstärke.

Ursachen für eine Sehverschlechterung

Es gibt viele Ursachen, die zu einer Verschlechterung des Sehvermögens führen können. Viele davon hängen mit den Eingangs erwähnten die Sehschärfe beeinflussenden Faktoren zusammen – und da so zahlreiche Strukturen am reibungslosen Ablauf des Sehvorgangs beteiligt sind, gibt es auch entsprechend viele Möglichkeiten für Störungen:

Eine Verlangsamung des Stoffwechsels im Gewebe des Sehorgans kann zu einem mangelhaften Unterhalt und einer ungenügenden Neubildung der benötigten Strukturen führen. Als Folge davon ist das Sehorgan nicht mehr voll leistungsfähig – worunter früher oder später die Sehstärke leidet. Jegliche Art von Trübungen (zum Beispiel ein Grauer Star (Katarakt), Ödemen und Schwellungen (beispielsweise ein Grüner Star (Glaukom), Gewebeablösungen (Netzhautablösung) oder Verformungen können als Ursache dessen zu einer Visusminderung führen.

Eine verminderte Stoffwechselrate kann insbesondere mit zunehmendem Alter ein Problem darstellen, welches Sie zu gegebener Zeit mit Ihrem Augenarzt besprechen sollten.

Gefässverschlüsse können das entsprechende Versorgungsgebiet unter Umständen teilweise oder komplett lahmlegen, wodurch ein Skotom (Gesichtsfeldausfall) oder gar ein Verlust des Sehvermögens verursacht werden kann.

Verletzungen, die durch ein Trauma (Unfall oder ähnliches) oder durch Einwirkung eines Fremdkörpers verursacht werden, können ebenfalls Schäden anrichten, die sich auf den Visus auswirken.
Neuronale Problematiken in der Verschaltung der Informationen oder der Innervation einzelner Gebiete der Netzhaut (Retina) sind ebenfalls eine mögliche Ursache für eine unpräzise Abbildung der Umwelt.

Ausserdem haben sehr viele Augenerkrankungen eine Verschlechterung des Sehvermögens zur Folge. Entweder durch direkte Beeinträchtigung beteiligter Strukturen, als Folge einer sich ausbreitenden Problematik oder als Spätfolge.

Therapie

Als Therapie einer Sehverschlechterung kommen je nach Ursache verschiedene Optionen in Frage. Einschränkungen des dioptrischen Apparates kann gegebenenfalls mit entsprechenden Korrekturen durch eine Brille oder Kontaktlinsen entgegengewirkt werden. Andere Faktoren – insbesondere bei grundlegenden, systemischen Problematiken – können allenfalls mit einer geeigneten medikamentösen Therapie behandelt werden. Je nachdem kann je nach Fall auch der Einsatz einer Lasertherapie oder ähnlichem diskutiert werden. Sollten Sie eine Verschlechterung Ihres Sehvermögens beobachten, zögern Sie nicht Ihren Augenarzt zu konsultieren und die Thematik professionell abklären zu lassen. Die Spezialisten der Augentagesklinik Zollikofen helfen Ihnen dabei gerne weiter.

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